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Dämmstoff aus dem Meer

01. November 2019
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Für die einen ist es Müll, für die anderen nützliches Baumaterial: Abgestorbenes Seegras findet man an den Stränden der Ostsee genauso wie am Mittelmeer. Wer ein Haus baut oder saniert, kann es als ökologisches Dämmmaterial verwenden.

Solange Seegras am Meeresboden wächst, nimmt es Kohlendioxid auf und wirkt, ähnlich wie der Regenwald, der Klimaerwärmung entgegen. Einmal abgestorben, schieben sich Seegrasreste an Ostseestränden zu kleinen Hügeln zusammen, am Mittelmeer ballen sie sich zu filzartigen Kugeln. Den Touristen sind sie ein Dorn im Auge. Vielerorts entsorgt die Strandreinigung die abgestorbenen Meerespflanzen.

Es geht auch anders. Ein deutsches Unternehmen hat ein patentiertes Verfahren entwickelt, das die sogenannten Neptunbälle in Dämmstoff verwandelt. Denn das getrocknete Seegras gilt als effizienter Schall- und Hitzeschutz  und ist gegen Feuchtigkeit und Schimmel resistent. Anders als vergleichbare ökologische Dämmstoffe muss es nicht mit chemischen Flammschutzmitteln behandelt werden, denn es ist relativ schwer entflammbar.

Die Idee, Seegras nutzbringend einzusetzen, ist nicht neu, war aber lange vergessen. Schon vor mehreren hundert Jahren wurde Seegras in den USA als Dämmmaterial eingesetzt, es füllte zudem Matratzen und polsterte Sofas und Autositze. Über das Aufkommen von Glaswolle und Schaumstoffen aus Petrochemie geriet Seegras als Dämmstoff in Vergessenheit.

Aus Seegras lassen sich diverse Arten von Matten flechten und ein deutscher Öko-Unternehmer (Hess Natur) verkauft Kissen mit natürlicher antiallergener Seegrasfüllung.