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Ausbeutung im südafrikanischen Weinbau

21. Oktober 2017
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Arbeiterinnen auf südafrikanischen Traubenplantagen müssen giftige Pestizide aushalten, leiden unter Hungerlöhnen und mangelnder gewerkschaftlicher Vertretung. Das zeigt die aktuelle Oxfam-Studie "Billig verkauft - teuer bezahlt". Mitverantwortlich sei auch der Preisdruck deutscher Supermarktketten auf die Lieferanten.

Seit dem Jahr 2000 sind die Exportpreise von südafrikanischem Wein nach Deutschland um mehr als 80 Prozent gefallen, die Produktionskosten im Weinanbau sind dagegen in den vergangenen zehn Jahren um fast 50 Prozent gestiegen. Zunehmend wird Wein außerdem statt in Flaschen unabgefüllt in großen Tanks verschifft, was den deutschen Händlern nützt, der südafrikanischen Industrie aber schadet. „Die Supermärkte diktieren ruinöse Preise, diesen Preisdruck geben die Produzenten nach unten weiter: an die Arbeiter/innen, die auf den Plantagen schuften“, sagt Studienautorin Dr. Franziska Humbert, Oxfam-Expertin für soziale Unternehmensverantwortung.

Für die Studie hat Oxfam gemeinsam mit der südafrikanischen Partnerorganisation Women on Farms Project (WFP) 343 Farmarbeiterinnen auf Traubenplantagen befragt. Die Frauen berichten von unhaltbaren Zuständen: Sie werden diskriminiert und mit Hungerlöhnen abgespeist, riskieren ihre Gesundheit, weil sie giftigen Pestiziden ausgesetzt sind, oft ohne jegliche Schutzbekleidung. Und sie können sich nur schwer zur Wehr setzen, da ihnen verboten wird, an Gewerkschaftstreffen teilzunehmen und Gewerkschafter die Plantagen nicht betreten dürfen.

In Deutschland teilen sich die Big Four – Edeka, Rewe, Aldi und Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) – über 80 Prozent des Umsatzes im Weinmark. „Die Supermarktketten sind das Nadelöhr, durch das Produzenten ihre Ware auf den deutschen Markt bringen müssen. Sie dürfen sich also nicht aus der Verantwortung stehlen: Wer sagt, wo es langgeht, muss auch für die Folgen geradestehen“, so Humbert.

Oxfam fordert, dass Supermarktketten und Importeure dafür sorgen, dass ihre Lieferanten die Menschenrechte einhalten. Auch die neue Bundesregierung müsse aktiv werden und Supermarktketten und Importeure gesetzlich dazu verpflichten, die Einhaltung von Menschenrechte bei ihren Lieferanten und Produzenten sicherzustellen.

Hier geht es zur kompletten Studie.