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Biokunststoff - gut oder böse?

15. September 2019
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Biokunststoff klingt gut – scheint es doch eine nachhaltige Alternative zu erdölbasiertem Kunststoff zu sein. Eine Studie der Universität Bonn hat gezeigt, dass  die Umstellung auf pflanzenbasiertes Plastik möglicherweise gar nicht so umwelt- und klimafreundlich sein kann, wie gedacht.

Plastik ist in Verruf geraten, da es Strände und Meere verschmutzt und weil es, zu Mikroplastikteilchen zerschreddet, in unserer Nahrungskette auftaucht. Große Hoffnungen wecken seit einigen Jahren sogenannte Biokunststoffe. Doch vielleicht sind diese Hoffnungen verfrüht. Bonner Wissenschaftler haben untersucht, wie es sich auswirkt, wenn mehr Bioplastik verwendet wird.

Die Bonner Wissenschaftler befassten sich mit Biokunststoff, der aus Rohstoffen wie Mais, Weizen oder Zuckerrohr hergestellt wird. Bei ihrer Modellrechnung kamen sie zu dem Ergebnis, dass mit Ansteigen des Anteils an Bio-Kunststoff auf nur auf 5 Prozent zunächst große Mengen an Treibhausgas in die Atmosphäre gelangen würden. Denn, um Weizen, Mais oder Zuckerrohr für Bioplastik anzubauen, müssten Wälder gerodet werden, die bis dahin Treibhausgase gebunden hätten. Einen weiteren Nebeneffekt nennt Neus Escobar, eine der Studienautoren. Landwirtschaftsflächen würden knapper werden und Nahrungsmittelpreise würden steigen.

Das ist keine gute Perspektive. Doch die Forscher sehen eine Alternative. Man könne beispielsweise Bioplastik aus Pflanzenabfällen herstellen, Bioplastik der zweiten Generation sozusagen. An der Universität Hohenheim wird derzeit an solch einem Kunststoff geforscht. Die Wissenschaftler dort verwenden Wurzelrüben von Chicorée, die andernfalls nach der Ernte in Kompostierungs- oder Biogasanlagen entsorgt würden. Daraus gewinnen sie Hydroxymethylfurfural (HMF), einen der Basisstoffe in der Kunststoffindustrie von morgen.