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Stinker der Meere: NABU bewertet Kreuzfahrtschiffe

07. September 2018
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Auf Platz 1 des NABU Kreuzfahrtrankings landet das einzige Kreuzfahrtschiff der Welt, das mit Flüssiggas unterwegs ist. Alle anderen belasten die Umwelt mit dem dreckigsten aller Kraftstoffe: Schweröl.

Nur ein Kreuzfahrtschiff verzichtet auf den Antrieb mit giftigem Schweröl und setzt stattdessen auf einen schadstoffärmeren Kraftstoff: Die AIDA Nova wird als erstes Kreuzfahrtschiff der Welt mit Flüssiggas (LNG) betrieben. Daher landet der Neubau im NABU-Kreuzfahrt-Ranking 2018 auf Platz eins. Alle anderen der 76 untersuchten Schiffe, darunter auch acht von neun Schiffen, die in diesem Jahr auf den Markt kommen, halten am dreckigsten aller Kraftstoffe, dem Schweröl, fest. Besonders die Branchenriesen MSC Cruises, Celebrity Cruises und Royal Caribbean haben aktuell im Bereich Umweltschutz kaum etwas zu bieten.

Einzig die deutschen Anbieter Hapag-Lloyd Cruises und TUI Cruises können laut NABU bei der Luftreinhaltung einigermaßen mithalten. Sie setzen auf ihren jüngsten Flottenzugängen Stickoxid-Katalysatoren ein oder sind für die Versorgung mit Landstrom während des Hafenbetriebs gerüstet. Einen Partikelfilter zur Senkung der besonders gesundheitsschädlichen Rußpartikel sucht man jedoch auch bei diesen Schiffen vergeblich.

Das Nonplusultrag ist aber auch der Kraftstoff Flüssiggas (LNG) nicht. Zwar reduziert er die Abgasbelastung erheblich und schafft daher eine echte Verbesserung der Luftqualität besonders für betroffene Anwohner in Hafenstädten und in Küstennähe. Doch das Flüssiggas sei keineswegs der Heilsbringer für die Schifffahrt, denn auch hierbei handelt es sich um einen fossilen Kraftstoff, heißt es beim NABU. Eine aktuelle „Transport & Environment“-Studie zeigt erneut, dass LNG keinen nennenswerten Vorteil gegenüber Diesel bringt, wenn es um den Klimaschutz geht. Die Kreuzfahrtbranche muss deshalb dringend neue Antriebsysteme und Kraftstoffe entwickeln, die nicht nur den Luftschadstoff-, sondern auch CO2-Ausstoß deutlich reduzieren. Ohne einen massiven technologischen Wandel in der Schifffahrt seien die Pariser Klimaziele nicht einzuhalten.

Einfuhrverbote für Dreckschleudern

Dass im Jahr 2018 immer noch Schiffe auf den Markt kommen, die auf Schweröl als Treibstoff ausgelegt sind und keine wirkungsvolle Abgastechnik einsetzen, sei ein Skandal. In den großen Hafenstädten Europas leiden die Menschen extrem unter den zu hohen Luftschadstoffbelastung durch die boomende Kreuzfahrtindustrie. Doch die Reeder entzögen sich größtenteils weiter ihrer Verantwortung. Der NABU fordert deshalb Einfuhrverbote ab 2020: Hafenstädte und besonders schützenswerte Regionen sollen für schmutzige Kreuzfahrtschiffe Einfuhrverbote verhängen, wie in norwegischen Fjorden. Nur so sei die Gefahr für die Gesundheit der Anwohner und für sensible Ökosysteme kurzfristig einigermaßen in den Griff zu kriegen.