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Ess-Geschichten gut aufgetischt!

27. Juli 2012
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Ess-Geschichten erzählt zu bekommen, das heißt zu erfahren, wer welche Zutaten erzeugt - das ist etwas, was uns als Gäste in einer Gastwirtschaft anmacht. Nur satt zu werden, kann ich nicht mehr gelten lassen. Wirte dieser Welt, erkennt Eure Chance!



Bin mittags in der Stadt unterwegs, als ich Hunger bekomme. Das kulinarische Angebot an vielen Ecken tut sein übriges: Essensdüfte, die mir in die Nase steigen, verführen mich und ich möchte mir gerne etwas Gutes zum Essen kaufen . Aber was kann ich wo essen und woher stammen die Zutaten? Durch mein berufliches wie privates Interesse  mit dem Thema Bio-Gastronomie kommen die Fragen automatisch - obwohl der Hunger drängt. Ich entdecke einen Bio-Imbiss, der zusätzlich mit regionalen Zutaten wirbt. Sehr schön! Leckere Falafel mit Linsensalat. Und die Ess-Geschichte der regional angebauten Beluga-Linsen, in diesem Fall aus Bayern, lässt mich aufhorchen. Linsen aus Bayern? Ja, heißt es – aus dem Chiemgau, um genau zu sein. Das beeindruckt mich. Obwohl die Zeit für das Mittagsessen ein wenig knapp bemessen ist, hat mir der Inhaber dieses Imbisses einen Grund mehr gegeben, wieder zu kommen.

Food-stories to go – aber kommt bald wieder

Persönlich sehe ich in den letzten Jahren einen klaren Trend hin zur Werteorientierung in der Gastronomie. Ich bin überzeugt, mit der Meinung nicht alleine zu stehen, dass sich die Gastronomie zukünftig intensiver mit der Beschaffung, Herkunft und Qualität von Lebensmitteln auseinandersetzen muss. Im Gespräch mit Kollegen und Freunden stellt sich immer wieder heraus, dass wir mehr über Regionalität und nachhaltige Speisen wissen möchten als einen kleinen, netten Hinweis. Wir wünschen uns mehr: keine Marketing-Gags sondern aktive Kommunikation, Erlebnis, eine gute Ess-Geschichte!

Sympathiepunktbewertung in der B-Note

So gesehen ist es wichtig, bereits in der Speisekarte ein starkes „Vertrauensverhältnis“ herzustellen, offen und ehrlich die Herkunft darzustellen, den Namen des Bauern zu nennen und ihm ein Gesicht zu geben. Und der Gast – das ist inzwischen auch in der Top-Gastronomie unbestritten – honoriert nicht nur diese Information des Wirts. Er akzeptiert auch, wenn er erfährt, warum kein Erdbeer-Becher im Februar angeboten wird, da der Wirt keine Früchte aus Südamerika oder Fernost beziehen möchte. Diese ökologische Grundhaltung bringt Sympathiepunkte, selbst wenn der eine oder andere frische Früchte das ganze Jahr über erwartet.

Honorieren heißt Anerkennung zollen

Mit Regionalität und Bio auf der Speisekarte kann sich der Gastronom nicht nur profilieren, sondern ein stärkeres Vertrauensverhältnis zu uns Gästen aufbauen. Das ist eine große Chance. Ich honoriere das im Restaurant gerne und bin bereit, für gute Lebensmittel mit dem Mehrwert, die Herkunft meines Essens nachvollziehen zu können, einen höheren Preis zu bezahlen. Das bedeutet faire Preise für fair gehandelte Produkte, Mehrwert für die heimische Landwirtschaft, Frische und die Konzentration auf das, was man manchmal als „bodenständig“ bezeichnet.

Vitamin M(ehrwert)

Mir ist klar, dass der konventionelle Fast Food-Anbieter seine Klientel weiterhin haben wird, ebenso wie der Sternebetrieb, der mit Naturprodukten kocht und bei heimischen Bio-Bauern einkauft. Ich bin mir jedoch sicher, dass der Bezug der Zutaten in Bio-Qualität und erkennbar, woher sie stammen, immer stärker als Qualitätssicherungskriterien vom Kunden gesehen und gewertet werden. Wer zu Hause gerne mit regional erzeugten Lebensmittel kocht, im Idealfall aus ökologischem Anbau, erwartet das zunehmend auch außer Haus. Denn es geht um mehr als gesunde Ernährung. Es geht um die Frage, welche Werte hinter unserem Essen stehen.



Geschrieben von: Thomas Sadler, Die Essgefährten - Essen mit BIOgrafie & Unterwegs für ein gutes Bauchgefühl
www.die-essgefaehrten.de