Back to top

Grüne Trends auf der Fashion Week in Berlin

07. Februar 2013
 | 

Eco und Upcycling Fashion haben einen festen Platz auf der Fashion Week in Berlin, die zweimal jährlich stattfindet. Diana Wirth, Expertin für Eco Fashion und Inhaberin von lieblingstyle, einem Modegeschäft für fair fashion in Ingolstadt, im Gespräch mit Bio123, was sie auf der Fashion Week im Januar 2013 alles entdeckt hat.


Grüne Mode-Designer zeigen hier ihre neuesten Styles auf gleich mehreren Plattformen. Davon ist der Ethical Fashion Show Berlin wohl die bekannteste, aber die neuesten Trends gibt es auch im Showfloor Berlin, Lavera Showfloor, Green Showroom, Scoop oder dem Upcycling Fashion Store.

Diana Wirth - Expertin für Eco Fashion und Inhaberin von lieblingstyle in Ingolstadt (© O. Loos)Bio123: Welche Trends dominieren die grüne Mode auf der Fashion Week?
Diana Wirth: Von grafischer Schlichtheit, über Liebesgrüße aus Moskau zu den Revivals der 80er und 90er Jahre ist so einiges vertreten. Sowohl verspielte Schnitte in Knallfarben und Mustermix als auch clean & clear in schwarz und weiß gehaltene Modelle gab’s zu bestaunen. Die modische Vielfalt ist überwältigend.

Welche Labels sind Ihnen besonders aufgefallen?
Zwei sind mir ganz besonders aufgefallen. Sie faszinieren mich, weil sie Design, Material, Nachhaltigkeit, Umweltbewusstes und soziales Engagement beeindruckend vereinen:
Das istzum Einen: "Non-violent silk" des indischen Designer Chandra Prakash Jha. Er hat 2012 die Firma "Cocccon" gegründet  und lässt in seiner Heimat, dem ökonomisch armen Bundesstaat Jharkhand, gewaltfreie Seide produzieren. Das heißt, dass die Seidenraupen nicht getötet werden, sondern die Kokons von speziell geschulten Frauen geöffnet werden. Die Larven kommen in eine dunkle Kammer, in der sie sich zum Schmetterling entwickeln können.
Zum Anderen: Luxaa, einem jungen Modelabel aus Mitteldeutschland. Die Mode von Luxaa wird in Traditionsunternehmen in Mitteldeutschland hergestellt, die auf soziale Arbeitsbedingungen achten. Sie erfüllen immer mindestens den Standard von Nachhaltigkeit und Recycelbarkeit.

Gibt es Bestrebungen, dass ein allgemeines Siegel, ähnlich dem EU-Bio-Siegel bei Lebensmittel, kommt? Ist das auf der Fashion Week ein Thema?
Das ist immer wieder ein großes, interessantes und vielfältiges Thema, das in Symposien, Seminaren und Vorträgen vorgestellt und diskutiert wird. Auf der Ethical Fashion Show waren einige interessante Veranstaltungen zu diesem komplexen Thema. Ein einheitliches Siegel für ökologisch und ethisch korrekte Kleidung ist wünschenswert meines Erachtens, aber durch die unwahrscheinliche Vielfalt der branchenspezifischen Industriebereiche und unterschiedlichsten Anforderungen und Herausforderungen weltweit nicht realisierbar. Allerdings gibt es durchaus aussagekräftige Siegel, an denen man sich gut orientieren kann, ohne einen Label-Katalog zum Shoppen mitschleppen zu müssen.

Welche Siegel bieten da Orientierung?
Je nach Priorität und Gewichtung gibt es unterschiedliche Labels. Z.B. das FairTrade Siegel ist ein Label für Produkte aus fairem Handel. Das GOTS-Label (Global Organic Textile Standard) steht für fair gehandelte Ware aus ökologischen Stoffen. Bei der Bezeichnung Organic Cotton stammen die Baumwollfasern aus kontrolliert biologischem Anbau, "organic" ist, da es kein Lebensmittel ist, allerdings kein gesetzlich geschützter Begriff.

Bei der Ethical Fashion Week im Januar 2013 (© Messe Frankfurt Exhibition GmbH)Zeichnen sich Entwicklungen im Mode-Bereich ab, ähnlich wie bei Lebensmittel, dass der Verbraucher zunehmend wissen möchte, woher die Kleidung kommt, wer dahinter steckt, wie und unter welchen Bedingungen Kleidung hergestellt wird?
Ich erlebe diese Entwicklung täglich. Immer mehr KundInnen aus unterschiedlichsten Interessengruppen und Altersklassen hinterfragen die Modebranche kritischer und sind motiviert, vorbildliche Unternehmen aktiv mit ihrem Kaufverhalten zu unterstützen. Fällt ja auch ganz leicht, wenn man mal auf den Geschmack von hochwertigen Qualitäten der ausgereiften und häufig detailverliebten Schnitte gekommen ist. Die meisten KundInnen sind positiv überrascht, dass Ecofashion in den vergleichbaren Preisklassen durchaus dem konventionellen Markt das Wasser reichen kann.

Welche Labels bieten da gute Antworten?
Spontan fallen mir da ein: room to roam aus München und slowmo aus Berlin.

Ist Upcycling-Mode, sprich neue Klamotten aus Altkleidern und Überproduktionen, im Kommen? Was war da auf der Fashion Week zu sehen?
Das ist ein super interessanter Trend und für mich ein absolutes Muss, einige Teile in meinem Geschäft anzubieten.
Auf der Ethical Fashion Show waren unter einigen anderen die beiden Labels anzutreffen: milch aus Österreich, die ausschließlich Vintagekleidung
wie z.B. Herrenanzüge zu raffinierten Röcken, Oberteilen und Kleidern umarbeiten,  und Globe Hope aus Finnland die tolle Modelle vorwiegend aus Armeeuniformen und -utensilien anfertigen – das kann ich meinen KundInnen nicht vorenthalten!

Herzlichen Dank für das Gespräch Frau Wirth.

Das Interview führte: Eva Reichert, Die Essgefährten - Essen mit BIOgrafie & Unterwegs für ein gutes Bauchgefühl
www.die-essgefaehrten.de

Foto Diana Wirth: © O. Loos
Fotos Ethical Fashion Show: © Messe Frankfurt Exhibition GmbH