Buchtipp: Fleisch fürs Klima

Wenn’s ums Fleischessen geht, fliegen oft die Fetzen. Grünbeißer oder Gurkenheini hier, Tierquäler oder Klimakiller da. Der Wissenschaftsjournalist Stefan Michel hat dazu eine eigene Meinung. Allerdings ist Titel seines Buches „Fleisch fürs Klima“ hier vielleicht etwas irreführend: Nein, keiner muss Unmengen an Fleisch essen, um das Klima zu retten. Michels Empfehlung – ein Kompromiss: pflanzliche, regionale und saisonale Bioprodukte zu essen, dazu eine sehr bescheidene Menge Fleisch „from nose to tail“ und Milchprodukte von Tieren, die mindestens die Hälfte des Jahres auf der Weide standen oder beispielsweise aus regionaler Jagd stammen.

Das ist die Kurzfassung. Im Buch nimmt sich der Autor verschiedene, möglichst auch provokante Fragen vor, die er aber eben nicht nur aus einer, sondern aus mehreren Perspektiven beantwortet oder beantworten lässt. Zur Frage: „Ist der Mensch von Natur aus Veganer?“ kommt etwa der Ur-Vater des Vegetarismus, John Harvey Kellogg zu Wort und auch Johann Schnitzer, genauso wie Jane Godall, die beobachtete, wie Schimpansen Tiere jagen und deren Fleisch fressen.

Spannung und Witz bringt er in seine Recherchen mit vier fiktiven Vertretern typischer Thesen, deren provokante Fragen oder Kommentare immer wieder einfließen. Horst: „Wahrscheinlich sollte ich mich auch auf diese Wiese setzen und all die gesunden Kräuter mümmeln.“ Die Antwort  bekommen Leser und Leserinnen nicht auf dem Silbertablett serviert. Das wäre langweilig. Sie können sie sich selbst aus den dazu präsentierten Recherchen zusammensuchen.

Wer mehr will als kraftvolle, aber unbelegte Behauptungen, bekommt hier nicht die eine wahre, sondern möglicherweise mehrere Antworten. Das hilft vielleicht auch den Pro- und Contra-Fleisch-Kämpen, sich auf das eine oder andere Argument einzulassen - ein schöne Grundlage für fruchtbare Diskussionen.

Stefan Michel: Fleisch fürs Klima – Ein neuer Blick auf Artenschutz, Tierhaltung und nachhaltige Ernährung. Oekom 2023, 22 Euro.